Einblicke in die Welt des Übersetzer- und Dolmetscherberufs
Wir sind ein aktives Netzwerk von professionellen Dolmetschern und Übersetzern aus dem Rhein-Main-Gebiet. Jedes Mitglied ist ausschließlich in eigenem Namen und auf eigene Rechnung tätig, doch wir treffen uns regelmäßig, um uns auszutauschen und für Sie am Ball zu bleiben.
Damit Sie uns besser kennen lernen können, möchten wir Ihnen auf dieser Seite einen Einblick in unsere Berufswelt und unseren Arbeitsalltag geben. Nach und nach veröffentlichen Mitglieder unseres Netzwerks Wissenswertes, Besonderes oder vielleicht sogar Kurioses über unseren Beruf oder lassen Sie an besuchten Veranstaltungen teilnehmen. Ausführlichere Informationen geben wir Ihnen gerne persönlich. Wer für den jeweiligen Artikel verantwortlich ist und wie Sie uns erreichen, finden Sie jeweils unter dem Text.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!
Inhaltsverzeichnis
September 2023 | Stefanie Stimpert | SOENGA – Traditionelles Töpferhandwerk in Portugal |
August 2023 | Christiane Wagner | An der schönen blauen Donau … |
Juli 2023 | Christine Heßler | Flüsterdolmetschen auf Distanz – ein Widerspruch in sich? |
Juni 2023 | Stefanie Stoll | Eine Bank ohne Geld – die EZB in Frankfurt |
Mai 2023 | Gabriele Lindner-Partholl | Staatlich geprüfte Übersetzerin - jetzt mit Bachelorabschluss |
April 2023 | Anita Müller | Business Retreat in Schmerlenbach vom 25.-26.11.2022 |
SOENGA – Traditionelles Töpferhandwerk in Portugal
Offener Feldbrand
Seit Jahrhunderten hat Töpferei in Portugal Tradition. Schon früh wurde Keramik in Handarbeit für den täglichen Bedarf hergestellt. Durch den technischen Fortschritt geriet die Art der Herstellung fast in Vergessenheit.
30 Jahre lang blieb auch in Molelos, einem kleinen Ort in Mittelportugal, das Feuer aus. Doch dann interessierten sich einige junge Menschen für die traditionelle Herstellung schwarzer Keramik und mit dem Wissen, das die älteren Dorfbewohner bewahrt hatten, begannen sie zu arbeiten. Mittlerweile sind es sieben Töpferinnen und Töpfer, die, neben der Arbeit in ihren eigenen Werkstätten, seit 2017 einmal im Jahr ein Töpferfest ausrichten, bei dem sie gemeinschaftlich den traditionellen offenen Feldbrand – die Soenga durchführen. Vorbereitete Formen, überwiegend Geschirr für den Alltagsgebrauch, werden auf dem Boden zu einem Berg aufgeschichtet und anschließend mit Grasmaterial und Erde abgedeckt. Es bleiben nur die Öffnungen zum Nachlegen des Brennmaterials. Nach Erreichen der Brenntemperatur wird der Hügel mit Erde vollkommen abgedichtet und erst am nächsten Tag geöffnet.
Warum wird die Keramik schwarz?
Bei 700 bis 800 Grad Celsius lagert sich bei vollkommener Abwesenheit von Luft Glanzkohlenstoff auf der Keramik ab, der gleichzeitig durch und durch eindringt und die Keramik schwarz färbt. Beim offenen Feldbrand entstehen zusätzlich durch die gegenseitige Berührung der Formen und durch den Kontakt mit der Erde besondere farbliche Effekte.
Immaterielles Kulturerbe
Zurzeit läuft das Bewerbungsverfahren zur Aufnahme der schwarzen Keramik aus Molelos in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Damit soll die Weitergabe des Wissens und Könnens, die Bekanntheit und die Förderung dieses besonderen Handwerks unterstützt werden.
Artikel verfasst von:
Stefanie Stimpert
Diplom-Übersetzerin
Öffentlich bestellt und beeidigt für die portugiesische Sprache
www.stimpert-uebersetzungen.de
September 2023
An der schönen blauen Donau …

Statt zu einem Neujahrsempfang lud unser Berufsverband, der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer – BDÜ-Landesverband Bayern, in diesem Jahr seine Mitglieder zu einem ganz besonderen Networking-Event auf die Kristallprinzessin der Donauflotte in Regensburg ein.
… Donau so blau, so schön und blau …
Etwa 80 Kolleginnen und Kollegen, unter ihnen auch vier Vertreterinnen und Vertreter der Aschaffenburger BDÜ-Regionalgruppe, genossen bei strahlendem Sonnenschein die beschauliche Tour auf Europas zweitgrößtem Strom. Vorbei an der Burgruine Donaustauf ging es zur hoch über der Donau thronenden Walhalla. Der vom Architekten Leo von Klenze im Auftrag von Ludwig I. von Bayern errichtete Ruhmestempel wurde 1842 eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt beherbergte er 96 Büsten herausragender Persönlichkeiten und 64 Gedenktafeln für Persönlichkeiten, deren Aussehen nicht bekannt war, sowie für historische Ereignisse. Als Vorgabe schrieb Ludwig I., nur „teutscher Zunge zu seyn, wird erfordert, um Walhallas Genosse werden zu können“ (Zitatquelle), wobei er das „teutsch“ sehr großzügig auslegte. Seit damals kamen 35 Büsten hinzu, und als bislang letzte Persönlichkeit erhielt 2022 der Physiker und Nobelpreisträger Max Planck den drittletzten Freiplatz nach Aufstellungsplan.
… durch Tal und Au wogst ruhig du hin …
Nach einem kurzen Fotostopp fuhren wir weiter flussabwärts bis nach Wörth mit seinem mächtigen Renaissanceschloss. Hier wendete unser funkelndes, an vielen Stellen mit Swarovski-Steinen verziertes Schiff und kehrte zum Ausgangspunkt an der Schifflände in Regensburg zurück. Während der gesamten Fahrt gab es bei kühlen Getränken und leckerem Essen viel Gelegenheit, alte Freundschaften aufzufrischen und neue Kontakte zu knüpfen.
Vorgestellt wurden dabei auch die neuen Paare des Mentoringprogramms des BDÜ Bayern, bei dem bereits im Beruf stehende Kolleginnen und Kollegen zwei Jahre lang mit Berufseinsteigern ein Tandem bilden und alle von den jeweils unterschiedlichen Erfahrungen profitieren.
Unser Abend klang mit einem Rundgang durch die wunderschöne Altstadt Regensburgs mit ihren mittelalterlichen Gassen und gemütlichen Gaststätten aus.
Artikel verfasst von:
Christiane Wagner
Diplomübersetzerin und Rechtsübersetzerin, beeidigt für die englische Sprache (Landgericht Aschaffenburg)
www.uebersetzungen-wagner.de
Norma Keßler
Diplomübersetzerin und Fachübersetzerin im Fachbereich Architektur, Kunst, Design
www.wieser-kessler.de
August 2023
Flüsterdolmetschen auf Distanz – ein Widerspruch in sich?
Üblicherweise wird die Technik des Flüsterdolmetschens angewandt, wenn es sich um eine einzelne Person handelt, die z. B. dem Verlesen einer notariellen Urkunde oder dem Fortlauf einer Verhandlung aus sprachlichen Gründen ansonsten nicht folgen könnte.
Dabei ist es nötig, dass sich Dolmetscher und bedolmetschte Person in unmittelbarer Nähe zueinander aufhalten.
Herausforderungen durch die CoViD-Pandemie
Während der Pandemie wurde es nötig, uns selbst und die uns umgebenden Menschen u. a. durch Abstandhalten zu schützen.
Dies hatte aber auch einige positive Anstöße zur Folge, die es wert sind, beibehalten zu werden. Zum Beispiel haben Viele in eine bessere berufliche Ausstattung investiert, die uns auch weiterhin zur Verfügung steht.
Investition in die Zukunft
Im Bereich des Dolmetschens führten das Abstandhalten, das Tragen von Masken und spiegelnde Trennwände zu erheblichen Herausforderungen sowohl beim Sprechen als auch beim Verstehen.
Um diesem Problem abzuhelfen, habe ich über meine Homeoffice-Ausstattung hinaus in eine Personenführungsanlage investiert, die Flüsterdolmetschen auf Distanz ermöglicht.
Wie funktioniert Flüsterdolmetschen auf Distanz?
Das heißt, dass meine Worte über ein Ansteckmikrofon auf einen Kopfhörer übertragen werden, den der jeweilige Empfänger meiner Verdolmetschung am Ohr trägt, so dass auch bei simultanem Flüsterdolmetschen ein größerer Abstand möglich ist.
Positive Nebeneffekte
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass ich mich als Dolmetscherin an einer Stelle aufhalten kann, an der ich nicht nur alle Beteiligten gut hören, sondern auch ihre Mimik, Gestik und sonstigen nicht verbalen Anteile ihrer Aussage wahrnehmen kann.
Diesen Pandemieeffekt möchte ich nicht mehr missen.
Artikel verfasst von:
Christine Heßler
Staatlich geprüfte Übersetzerin und Dolmetscherin für Spanisch (Landgericht Aschaffenburg)
Traductora-Intérprete Jurada de las lenguas alemana y española (MAEC)
www.Hessler-Uebersetzungen.de
Juli 2023
Eine Bank ohne Geld – die EZB in Frankfurt
Besuch der EZB in Frankfurt
Unsere Regionalgruppe veranstaltet regelmäßig Besichtigungen oder Führungen, die allerdings pandemiebedingt die letzten Jahre nicht stattfinden konnten. Diese erste Führung nach längerer Pause stieß deshalb nicht nur bei Mitgliedern unserer Regionalgruppe auf großes Interesse, sondern es nahmen auch etliche Gäste an der Führung in der EZB (Europäische Zentralbank) am letzten Freitagnachmittag teil.
Es wurde zwar im Vorfeld darauf hingewiesen, aber die strengen Sicherheitskontrollen am Eingang erinnerten dann doch eher an den Flughafen, allerdings mit sehr höflichen und freundlichen Sicherheitsmitarbeitern. Und bis alle Teilnehmer eingetroffen waren, tauchten wir bereits in die sehr europäische Umgebung ein und prüften, ob wirklich alle EU-Flaggen vorhanden waren. Dabei entstand auch dieses Foto. Und wir stellten fest, dass unsere Regionalgruppe, die dieses Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiern kann, fünf Jahre älter ist als die EZB.
Kein Geld in der Bank
Keiner von uns hatte Badesachen dabei, also wussten wohl alle, dass man in der EZB nicht in Geld baden kann. Dort gibt es nämlich gar keines. Die Sicherheitsmaßnahmen dienen offensichtlich einem anderen Zweck. Dafür lernten wir drei einfache Schritte, um die Echtheit von europäischen Geldscheinen zu überprüfen:
Fühlen – der Schein besteht zu 70 % aus Baumwolle und fühlt sich anders an als Papier
Sehen – Wasserzeichen, Sicherheitsfaden und Porträtfenster mit dem Gesicht der Europa
Kippen – Hologramm und Smaragdzahl
Und hier sind die Münzen aller 20 Euro-Staaten ausgestellt. Die Münzen für Kroatien, das den Euro erst in diesem Jahr eingeführt hat, sind bereits enthalten.
Insgesamt war es ein sehr gelungener Ausflug für unsere Regionalgruppe, den einige Teilnehmer in einem nahegelegenen Restaurant gemütlich ausklingen ließen.
Artikel verfasst von:
Stefanie Stoll
öffentlich bestellte und beeidigte Übersetzerin für Englisch
interkulturelle Kommunikation – interkulturelle Mediation - Sprachtraining
www.stefanie-stoll.de
Juni 2023
Staatlich geprüfte Übersetzerin - jetzt mit Bachelorabschluss
Wie viele andere aus dieser Gruppe bin ich schon seit Jahrzehnten freiberuflich als Übersetzerin und Dolmetscherin tätig. Ein anspruchsvoller Beruf, für den ich mich nach einem mehrjährigen Studium an der Fachakademie in Erlangen mit einer staatlichen Prüfung qualifiziert habe. Im Gegensatz zu Bachelor- und Master-Abschlüssen (früher Diplom o.Ä.) wird das jedoch nicht als akademischer Abschluss anerkannt.
Externenkurs zum BA Übersetzen
Für Absolventen wie mich gibt es Aufbaukurse, die zum Bachelor führen. Während der Pandemie bot die Internationale Hochschule SDI München den Kompaktkurs für Externe online an. Das war eine gute Gelegenheit und es reizte mich, auch in meinem Alter noch eine wissenschaftliche Ausbildung anzuhängen.
So nahm ich an den Kursen in Übersetzungs- und Dolmetschwissenschaft, Linguistik/Textlinguistik, Kulturwissenschaft und Terminologielehre teil. Der gesamte Stoff wurde wirklich sehr kompakt dargeboten, und es gab für zwei schriftliche Prüfungsteile einiges zu büffeln. Anschließend war noch eine Bachelorarbeit anzufertigen. Hier konnte ich aus der Praxis schöpfen und schrieb über die Übersetzung von Adoptionsurkunden, einem meiner Schwerpunktthemen.
Die Erfahrung
Ich habe mich der Herausforderung gestellt und dabei viel gelernt. Stolz konnte ich mein Bachelor-Zeugnis ins Büro hängen.
Bin ich jetzt ein besserer Übersetzer? Nein! Eine solide Ausbildung haben wir alle bereits vor längerer Zeit genossen. Was darüber hinaus in der Praxis zählt, ist die fundierte Kenntnis des Fachgebietes und Einarbeitung in den konkreten Auftrag, zeitgemäße Übersetzungsmethoden, aber ebenso Zuverlässigkeit, unternehmerisches Handeln und gute Kontakte zu den Kunden – kurz: Berufs-Erfahrung!
Artikel verfasst von:
Gabriele Lindner-Partholl, B.A.
staatlich geprüfte Übersetzerin und Dolmetscherin
öffentlich bestellt und allgemein beeidigt
Englisch - Französisch – Deutsch
www.lindner-partholl.de
Mai 2023
Business Retreat in Schmerlenbach vom 25.-26.11.2022
13. Schmerlenbacher Tage
Jedes Jahr am Wochenende des 1. Advent findet dieser Workshop statt. Er wird von unserer Regionalgruppe, in diesem Jahr von Stefanie Stimpert, organisiert, ist jedoch offen für alle Mitglieder des BDÜ, des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer. Doch da er quasi vor unserer Haustür, im Bildungshaus Schmerlenbach in Hösbach stattfindet, sind meistens auch viele von uns dabei.
Fit for Future
So lautete unser Thema. Dazu muss man wissen, dass sich unsere Branche und unser Beruf gerade von Grund auf verändern. Die Dolmetscher unter uns haben durch Pandemie und Kontaktbeschränkungen in den letzten Jahren große Veränderungen gemeistert. So wurde etwa das Ferndolmetschen oder Remote Interpreting ausgebaut und weiterentwickelt. Übersetzer müssen sich mit zunehmend gut entwickelten KI-Systemen für maschinelle Übersetzung und Texterstellung (z.B. DeepL, ChapGPT) auseinandersetzen. Und so gab es für uns viel Gesprächsstoff, wie wir uns persönlich gut für die Zukunft aufstellen können, wie wir Herausforderungen begegnen und Chancen nutzen können. Die Gespräche wurden von Gabriele Lindner-Partholl moderiert und mit vielfältigen Impulsen bereichert.
Netzwerken mit Motivationsgarantie
Die Schmerlenbacher Tage sind eine ganz besondere Veranstaltung. Sie sind kein Seminar im klassischen Sinne. Es geht nicht um Wissensvermittlung. Es geht viel mehr um ein Innehalten im hektischen Jahresendgeschäft, einen Rückblick und einen Ausblick zum Jahresende. Es geht auch gar nicht so sehr darum, Antworten auf all das, was uns an diesem Wochenende und zu diesem Thema bewegt, zu finden. Dafür ist das Thema meist zu komplex und die Zeit zu kurz. Was uns motiviert und stärkt sind die Denkanstöße, Ideen und Impulse, die wir aus den Gesprächen mit den Kollegen mitnehmen. Für mich ist das das Geheimnis des Netzwerkens.
Die nächsten Schmerlenbacher Tage finden übrigens vom 01.-02.12.2023. Sie können sich gerne hier anmelden bzw. auf die Warteliste setzen lassen.
Artikel verfasst von:
Anita Müller
Fachübersetzerin (B.A.) und staatl. gepr. Dolmetscherin für klinische Studien, Dentalmedizin und standesamtliche Trauungen.
www.anitamueller.de
April 2023